Kabel, warum so Dick, warum so Teuer...

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Kabel, warum so Dick, warum so Teuer... (Leigh)

Signaltransfer

Nichts im gesamten Hifi-Bereich wird so sehr mit Voodoo, Esoterik und Mystik in Verbindung gebracht wie des High-Enders liebstes Kind – Cinch und Lautsprecherkabel. Für die einen stellen die Verbinder das höchste der Gefühle dar, für die anderen sind sie lediglich Mittel zum Zweck. Das zeigt sich schon an den äußerst unterschiedlichen Summen, die für Kabel ausgegeben werden.

Um jedwedem Irrglauben gleich zu Beginn vorzubeugen, sei gesagt, dass nicht jedes teuere Kabel automatisch besonders gut sein muss. Denn im schwer durchdringbaren Reich der Strippen ist die Versuchung groß, dem Kunden für viel Geld heiße Luft anzudrehen. Welcher Hifi-Fan gibt schon gerne zu, beim Vergleich zweier Leiter keinen Unterschied gehört zu haben, wenn der Händler die Klangsteigerung als „deutlich!“ bezeichnet hat? Sicherlich nur wenige. Denn Fakt ist: Unterschiede im Klang sind in jedem Fall vorhanden – mal mehr, mal weniger. Riesige Differenzen wie beim Wechsel des Verstärkers, oder der Lautsprecher, darf man hier nicht erwarten, denn mit einem Kabel lässt sich der Klang nur um Nuancen verändern. Doch genau das kann am Ende vielleicht entscheidend sein!

Kabel-Parameter

Die physikalischen Eigenschaften eines Kabels lassen sich mit vier Parametern darlegen, die im Allgemeinen die Konstruktion des Leiters widerspiegeln. Dabei handelt es sich um den Serienwiderstand, die Serieninduktivität, die Parallelkapazität und den Leitwert. Bei den Cinchleitern spielt vor allem die Parallelkapazität klanglich eine Rolle, denn sie bildet mit dem Eingangswiderstand der Geräte einen Tiefpass, der sich auf den Hochtonbereich auswirken kann! Auch für Lautsprecherkabel gilt das Tiefpass-Problem, nur ist hier die Leiterinduktivität ausschlaggebend. Hinzu kommt noch der Serienwiderstand, der den Dämpfungsfaktor des Amps (Verstärkers) zunichte macht! Dem wirkt ein hoher Kabelquerschnitt entgegen!


Cinchkabel

Bei Cinchkabeln sind zunächst die mechanischen und dadurch praxisrelevanten Eigenschaften zu beachten – eine gute Steckerqualität samt hochwertiger Konfektionierung und eine hohe Kabelflexibilität mit einem robusten Mantel, der nicht bei ersten Kontakt mit einem scharfkantigen Metall einreißt. Wichtig ist außerdem die Abschirmung. Warum? Weil es sich beim Cinchkabel um eine so genannte Kleinsignalleitung handelt, die im Regelfall relativ geringe Spannungen in einer Größenordnung von lediglich 4 Volt zu transportieren hat. Diese niedrige Spannung ist recht anfällig für die Störfelder im Auto, die durch die Bordelektronik verursacht werden. Daher kommt bei Cinchkabeln fast ausschließlich ein koaxialer Innenaufbau zum Einsatz, der bei besseren Exemplaren über mehrere Abschirmungen verfügt. Weiterhin sind auch die Steckerlänge und er Steckerdurchmesser zu beachten, der der Platz hinter Headunit (Radio) ist ja in aller Regel ziemlich eng bemessen. Außerdem passen dicke Stecker nicht immer in die versenkten Anschlussbuchsen des Verstärkers. Wohl dem, der sich vor dem Verlegen um diese Details Gedanken gemacht hat. Außer Standardleitungen für zwei Kanäle, gibt es auch Varianten für vier und sogar sechs Kanäle erhältlich. So genügt oft schon eine einzige Leitung um die komplette Cinchverkabelung der Anlage vorzunehmen.


Lautsprecherkabel

Ähnlich wie bei Cinchleitungen ist auch bei Lautsprecherkabeln die Flexibilität der Leitung von großer Wichtigkeit. Außerdem sollte der Kabelmantel robust sein, der die empfindlichen Litzen im Inneren schützt und nicht gleich beim ersten Blechkontakt die Segel streichen darf. Da Lautsprecherkabel im Auto mit entsprechenden Kabelschuhen konfektioniert oder direkt an Speaker gelötet werden, sollte sich die Leitung auch leicht abisolieren lassen. Im Gegensatz zu den Kleinsignalkabeln übertragen die Lautsprecherleitungen große Spannungen und sind daher gegenüber Störquellen relativ unempfindlich. Folglich sind sie zumeist als einfache, zweiadrige Stegleitungen ausgeführt, die für mehrkanalige Anlagen aber auch in vier-, sechs- oder gar achtadrigen Varianten erhältlich sind. Sollte es dennoch zu Einstreuungen kommen, gibt es Kabel in verdrillten, geflochtenen oder koaxialen Bauformen, die diesem Problem entgegenwirken sollen. Neben den Störeinflüssen von außen gilt es einen weiteren Aspekt zu beachten - den sogenannten „Skin-Effekt“. Dies Bedeutet, dass höhere Frequenzen zunehmend an der Oberfläche des Leiters übertragen werden, was den Widerstand bei diesen Frequenzen erhöht. Versilberte und vor allem feine Kupferlitzen wirken diesem Effekt entgegen, da Silber einen niedrigeren spezifischen Widerstand als Kupfer besitzt und die größere Anzahl der Einzellitzen bei gleich bleibendem Querschnitt ebenfalls den Widerstand im Hochfrequenzbereich senkt. Apropos Kabelquerschnitt: Für ihn gilt, was auch bei Verstärkern in Bezug auf die Leistung gilt – man kann davon nie genug haben. Ein hoher Querschnitt sorgt für einen niedrigeeren Widerstand und damit für möglichst geringe Leistungsverluste. Ungeachtet dessen darf ein Hoch- oder Mitteltöner auch von einer Leitung mit 2x 1,5 qmm versorgt werden, wenn der Kabelweg vom Verstärker zum Lautsprecher nicht so lang ist. Im Zweifel sei aber der Grif zum Kabel mit dem Höheren Querschnitt empfohlen.