Norwegen 2009
Autor: Dokafun
Ausgangslage:
VW T4 Doka mit klappbarem Zeltaufbau (umgebauter ehemaliger Trigano-Zeltcaravan, d.h. 4 vollwertige Schlafplätze mit Matratze), 2 Erwachsene und 2 Kinder in der Doka (noch ohne Klima), alles Equipment in die Stauräume unterhalb des Kastens, 4 Stühle, 2 Tische, Kocher, Gasflasche, 40l-Kühlbox, Vorzelt plus Gestänge, 1 Kiste Koch- und Haushaltsgedöns, Paddel und tausend andere Teile. Da war jeder Liter Ladevolumen ausgereizt. Im Innenraum eine 2.Kühlbox und die ganze Elektronik (DVD in den Kopfstützen, USB-Sticks mit Musik und IR-Kopfhörern, Spielekonsole) zur Kinderberuhigung. Klamotten zur leichteren Erreichbarkeit in der Dachbox, die auf der Pritsche montiert ist, später auch das Boot zwischen Kabine und Box befestigt, das vorher im Innenraum hochkant zwischen den Fondsitzen verstaut war. Da war es dann echt schwierig geworden für die Kids, das Gurtschloss zum Anschnallen zu finden. Zielstellung des Fahrzeugumbaues war insbesondere, ein Fahrzeug mit den Abmessungen eines PKW insbesondere von der Höhe her beizubehalten, trotzdem 4 vollwertige Sitzplätze und ebenso viele Schlafplätze zu schaffen. Das funktioniert nur mit einer falt- bzw. klappbaren Konstruktion. Wir haben dadurch etwa 550 € Fährkosten gespart in Relation zu einem Wohnmobil mit einer Höhe > 2,00m und einer Länge bis 6,00 m.
Dann die Umgewöhnung vom großen V 90 Pajero mit Klima und mehr als doppelt so viel PS. Die Camping-Nummer für die jungen Damen wird auch jedes Jahr gewöhnungsbedürftiger. Und dann auch noch mit den Eltern in einem Zelt, da hat man ja kein eigenes Zimmer. Und dann nicht Italien oder der übrige Süden, sondern Norwegen. Aber alles ging gut. Scheidung ist nicht eingereicht und die Mädels sind im wahrsten Sinne wieder "eingenordet"! Eine absolute Traumtour, die ich so oder ähnlich jederzeit wieder machen würde und werde.
Meine Tour:
Mühlhausen/Thüringen => Vogelfluglinie => Varberg => Strömstad auf den tollen Daftö-Campingplatz => Oslo => Andalsnes => Trollstigsveien => Geiranger => Olden => Flambahn fahren => Preikestolen => Südküste bis Kristiansand(Larvik) => Hirthals und zurück
Also: Hinfahrt über Vogelfluglinie, schwedische Westküste bis Oslo. Zwischenübernachtung in Falkenberg und Strömstad auf den Campingplätzen. Falkenberg war grauslich. Ich dachte schon, die Deutschen seien Spießer. Die Schweden setzen dem noch die Krone auf! Wie kann man Ferien an der "Schwedischen Riviera" machen mit stinkendem Flachwasser, was einem auch noch nach hundert Metern max. bis zum Knie reicht? Und komm mir da keiner mit den Kindern, für die das angeblich so sicher sei. In der Gülle würde ich die jedenfalls nicht spielen lassen. Da sieht man mal wieder, was Tourismus-Werbung ausmachen kann. Preis des Platzes um 25 €.
Varberg war dann wie erwartet ein ganz hübscher Ort. Da habe ich am Strand auch den alten Chevy fotografiert.Weiterfahrt über Göteborg bis Strömstad zu dem tollen Piraten-Campingplatz, auf dem ich mit den Kids schon mal ein paar Tage war. Piraten sind bei denen nicht mehr angesagt, also Boot fahren und Krebse angeln. Preis des Platzes ohne Strom 33 €, weil mal wieder alles ausgebucht war und nur der Zeltplatz noch freie Kapazitäten hatte.
2 Übernachtungen und dann weiter nach Oslo, Stadtbesichtigung, Vigeland-Park und City. In den Reiseführern heißt es immer, Oslo sei langweilig. So ein Blödsinn! Hatte ich schon 2004 festgestellt und jetzt wieder: Oslo ist wunderschön und kann es mit den ach so tollen (vergleichbaren) Metropolen dieser Welt allemal aufnehmen, sei es Vancouver, Sidney, Stockholm. Nur wettermäßig muss man halt Glück haben. Übernachtung im Holmenkollen-Parkhotel. Muss ich mir nicht nochmal antun. Die besten Zeiten des Hotels sind seit 20 Jahren vorbei und preislich passt das überhaupt nicht, so um die 250 €.
Von Oslo aus auf gut ausgebauten Straßen (überwiegend E6) weiter über Lillehammer bis etwa 12 km vor Andalsnes.
Lillehammer lohnt definitiv einen Stop, nicht nur wegen der notwendigen Einkäufe der Fressalien, Geld wechseln usw. Von der Entfernung her gute Möglichkeit, Mittagspause einzulegen ggf. mit einem Restaurant-Besuch, da das später manchmal ganz schön vermisst wird das gepflegte Essengehen. Der örtliche Italiener wird von einer türkischen Familie betrieben. Mit der Begrüßung "Merhaber" löst man durchaus Überraschung aus. Schöne Einkaufsstraße, Preise etwa 10-30 % über denen in Deutschland - so jedenfalls unsere Wahrnehmung.
Übernachtung auf einem Zeltplatz, der von einem Bauer mit seiner Familie unterhalten wird. Irgendwie hatten wir dort dann erstmals das Gefühl, "angekommen" zu sein. Einfach, aber sehr sauber. Preis 22 € mit Strom.
Dann Einstieg in den Trollstig. Was für ein Erlebnis! Irre Straßen und dann noch die unverbesserlichen Wohndosenfahrer, die trotz Sperrung meinen, da doch durchfahren zu müssen. Mit Wohnmobil ist das schon abenteuerlich aber mit Wohnwagen? Der Beifahrer muss schon ganz schön hart gesotten sein, wie steil es da teilweise runter geht. 12 % Steigung von der Seite Andalsnes und 8 % von der anderen Seite, aber Zahlen täuschen da leicht, denn die Steigungen sind auf kurzer Strecke teilweise deutlich krasser. Bei nicht ganz so Temperatur stabilen Motoren kann es da schon mal Probleme geben.
Dann wieder runter nach Valldal, dort auf die Fähre zur Minikreuzfahrt durch den Geiranger-Fjord. Dauer etwa 2 Stunden und 15 Minuten. Ungefähr 75 Euro für das Familienticket mit Fahrzeug. Ist natürlich viel teurer, als wenn man die paar Kilometer weiter fährt und die kurze Fähre nimmt, aber das Erlebnis war es allemal wert.
Außerdem kommt man an den "berühmten" Sehenswürdigkeiten wie den "Sieben Schwestern" und "Freier" genannten Wasserfällen vorbei. Aber man darf ja bei quasi den norwegischen Heiligtümern der Tourismus-Branche nicht laut sagen, dass das nur Pillerwässer sind im Vergleich zu den anderen nicht so bekannten Wasserfällen, die man überall auf dem Weg sieht. Das wirklich Interessante an dem Fjord ist, dass er sehr eng ist im Vergleich zu den anderen bekannten Fjorden. Natürlich durfte auch das Standardmotiv "Geiranger mit Kreuzfahrtschiff" nicht fehlen. Zumal es auch noch die Costa Atlantica war, mit der wir schon mal eine Kreuzfahrt im östlichen Mittelmeer gemacht hatten. Da kamen auch gleich wieder die Erinnerungen an grandiose Mehrgänge-Menues und Rotwein satt auf. Aber diese Kreuzfahrt-Touren nach Norwegen mit den dazu angebotenen Ausflügen sind Lachnummern. Das haben wir dann später noch mal erlebt. Ach so: Der Campingplatz in Geiranger ist eine pure Katastrophe! Wer seine Tourenplanung einigermaßen sinnvoll anstellt, kommt sowieso nicht in die Verlegenheit, dort übernachten zu müssen. Wir auch nicht.
Von Geiranger eine super interessante Straße über Dalsnibba war dann angesagt. Zielgebiet Strynsvatn.
Aufenthalt am Strynsvatn, einem tollen Binnensee, mal ausnahmsweise kein Fjord oder Fjordarm. Campingplatz war auch sehr liebevoll gestaltet. Nette Betreiber. Frische Erdbeeren aus DER Erdbeerregion Nowegens werden vom Sohn verteilt. Die Schale 35 nKr, aber lange nicht mehr so wohl schmeckende Erdbeeren gegessen. Empfehlenswert insgesamt. 23 € die Übernachtung. Wir sind 2 Nächte dort geblieben. Werden wir beim nächsten Mal noch öfter machen, länger an einem Platz bleiben, dafür die Etappen länger. Da habe ich meine Planung auch unterwegs umgeschmissen. Hatte auch was mit dem Wetter zu tun. Wir sind immer von Tal zu Tal gefahren, bis wir wieder Sonne hatten.
Vom Strynsvatn über Olden - Abstecher zur Brikdalsbreen - weiter nach Sogndal. Wieder eine traumhafte Strecke. Musste ich mich mal selbst loben für die Auswahl. Auf dem Weg zur Gletscherzunge des gößten Festlandgletschers Europas ?, der Welt ?, jedenfalls irgendein Superlativ war das, einen sehr schönen Campingplatz entdeckt, Ein Bild mit See von dort gemacht. Werden wir vielleicht beim nächsten Mal dort übernachten.
Irgendwann ist es jedes Kind leid, fotografiert zu werden. Sie kommt nach mir!
Jetzt stand eine Touretappe an, die es in sich hatte. Von Sogndal zunächst zur Stabkirche in Borgund und dann nach Flam, um mit der Flamsbahn hoch nach Myrdal zu fahren und natürlich wieder zurück. Stabkirchen? Na ja, den ganzen Aufriss darum verstehe ich nicht so ganz - und ich bin garantiert kein Kulturbanause. Aber auch hier gilt: Was die Tourismusbranche als Attraktion vermarkten will, wollen alle Leute sehen. Ich muss es mir nicht ein zweites Mal anschauen.
Auch die Flambahn wird als DIE Attraktion hochgepriesen. Kreuzfahrtschiffe landen an, um die Tour zu machen und wenn man Pech hat, gerät man an italienische oder japanische Touristinnen, bei denen angesichts ihrer Verzückungs-Schreie was ganz anderes fließen dürfte, als die Wildwasserbäche oder Wasserfälle, die den Auslöser dafür bieten. Die Tour selbst ist vergleichsweise teuer. Umgrechnet 100 € für ein Familienticket. Aber letztlich war es das wert. Ist ein Highlight, was man mitmachen sollte, ohne aber dafür stundenlange Umwege zu machen.
Auf der Fährüberfahrt über den Eidfjord einen wunderschönen Doppel-Regenbogen gesehen und als ob es für diesen Tag noch nicht genug war, abends um 21.00h noch den Voringfossen vom Hotel aus fotografiert. Sind dann aber doch nicht dort geblieben, obwohl Lammfilet mit Rotweinsauce auf der Karte stand, sondern sind weiter Richtung Odda, bis wir so ca 10 km hinter Brinmes (Anlegeort Fähre nach Rückkehr vom Voringfossen) dann rechter Hand versteckt einen sehr schönen Camping-Platz fanden, auf dem wir dann auch wieder 2 Tage geblieben sind.
Der eben zum Schluss beschriebene Camping-Platz, eigentlich ein besserer Zeltplatz liegt zwischen Brimnes und Kinsarvik, der letzte aus Richtung Brimnes auf der rechten Seite etwa 10 km vor Kinsarvik. Der Platz war sehr ursprünglich, die Kids fanden ihn super, wir sind auch gleich 2 Tage geblieben. War auch sehr günstig, umgerechnet 18 € mit Strom. Kostenlose Ruderboot-Benutzung inklusive. Sehr fischreiche Gegend, aber wo ist das nicht in Norwegen. Jedenfalls ist meine Kleine am Steg angeln gewesen, nur mit Schnur und Haken und ein paar Maiskörner drauf gesteckt und gleich hatte sie was gefangen. War aber zu klein, haben wir Anglern als Köder geschenkt. Dafür haben wir dann 3 Rotbarsche und einen großen Leng geschenkt bekommen, 1 x Fisch satt für die Familiy. Das war ein Erlebnis, vom Ausnehmen, Filetieren und Braten bis zum anschließenden Verspeisen. Wir sind ja nicht so die Angler, aber im nächsten Urlaub nehmen wir garantiert Angelzeug mit.
Von dort dann in einem Ritt am Lattefossen vorbei bis nach Jorpeland, einem Campingplatz, der vielen als "Basislager" für ihren Preikestolen-Aufstieg dient bzw. der erste oder zweite Camping-Platz nach der Fähre nach Kristiansand ist, wenn man von der anderen Richtung kommt. Da habe ich endlich mal wieder nen vernünftigen T4 aus der Schweiz gesehen, Aufstelldach und Markise. Denen war das alles dort auch viel zu hektisch und aufgeregt. Irgendwie kommt man da wieder in der Zivilisation an. Auch wenn der Platz direkt am Meer liegt, eher nicht zu empfehlen, Alternativen bestehen aber auf der Strecke zum Preikestolen hoch. Die sind viel schöner gelegen und nicht so voll.
So, von Jorpeland aus Richtung Preikestolen geht es relativ fix, Start des Aufstieges 11:45h, natürlich mit ordentlichen Wanderschuhen und wetterfester Kleidung. Alles andere ist nicht nur Unsinn, sondern schlichtweg Dummheit. Auch wir haben Leute gesehen, die mit Schlappen da hoch wollten. Irgendwie geht das wahrscheinlich auch, aber ich habe keine Lust, dass jemandem aus der Familie das Bein bricht oder sonstwas Blödes passiert. Und wenn es regenet, eigentlich bekommt man immer zumindest nen Schauer ab, sind die Steine ganz schön rutschig. Einige haben wir sogar erlebt, die ihre Hunde da rauf geschleift haben und zwar im Wortsinne. Die beiden Bassets hatten Schürfwunden an den Eie... Bei einigen Passagen haben sie die zu zweit hoch gehieft. Andere meinten, ihre Kleinkinder im Tragegestell auf dem Rücken da hochbringen zu müssen. Tolle Leistung. Ein Fehltritt und das Kind braucht ne kleine Holzkiste. Wenn es Glück hatte, passiert es auf dem Rückweg, dann war es wenigstens schon mal auf dem Preikestolen gewesen. Das ist jetzt keine alpine Klettertour, aberschon eine ziemlich anstrengende Bergwanderung. Hin-und Rückweg mit Pausen und oben an einer windgeschützten Ecke Picknick exakt 5 Stunden und die Knochen habe ich noch Tage später gespürt.
Nach dem Rückweg Weiterfahrt an die Südküste durch eine über 100 km andauernde Gewitterfront. Übernachtung dann in Mandal auf dem dortigen Campingplatz. Sehr schön direkt am Meer mit Sandstrand gelegen, Preis ca. 33 €.
Da wir die Rückfahrt mit der Fähre nicht vorgebucht hatten, passiert mir auch nicht wieder, war die Fähre und die folgenden in den den nächsten 2 Tagen von Kristiansand nach Hirthals ausgebucht, also direkt am Fährhafen in Kristiansand am Terminal eine wirklich nette Norwegerin überredet, für uns im PC zu schauen, ob noch Platz auf der Fähre von Larvik nach Hirthals wäre. PKW-Plätze ja, WOMOs nein, wie schön, dass meine Doka genau dafür gebaut war!! Also Speedy Gonzales nach Larvik. Sch ... Strecke, wenn man gegen die Uhr und gegen die Radaranlagen fahren muss. Rechtzeitig angekommen, easy eingecheckt, traumhafte Überfahrt, Buffet für 24 € p.P. incl. Getränke zu empfehlen, Kinder die Hälfte. Ich glaube, ich habe 1 Kilo Garnelen verdrückt, Lachs und diverse Desserts und Lasagne und Muscheln und weiß der Himmel noch was. Beim nächsten Mal fahre ich die Hintour schon mit der Fähre.Dann kann man das Camping-Essen leichter ertragen.
Ach so - Preis echt fair: 185 € für die Überfahrt, PKW plus 4 Personen als Paketpreis. Dafür komme ich nicht auf dem Landweg nach Deutschland und brauche viel länger.
Fahrräder mitnehmen? Also Fahrräder haben wir definitiv nicht gebraucht und hätten diese auch nur ganz selten benutzen können. Ist definitiv überwiegend nur was für echte Mountain-Biker. Fahrradwege gibt es keine und auf den Straßen zu fahren ist lebensgefährlich.
Campingplätze Campingplätze habe ich in meinen Tourenabschnitten beschrieben. Waren überwiegend so, wie von mir gewünscht mit Ausnahme derer, bei denen ich etwas anderes geschrieben habe. Geiranger und Flam sind die Plätze nichts für mich. Deswegen habe ich die Tour auch so geplant, dass wir die Sehenswürdigkeiten auf der Fahrt von einem zum anderen Platz eben dazwischen hatten. Dann hat man auch die Chance, mal einen oder zwei Tage länger an einem Ort zu bleiben. Außerdem sind die Plätze direkt im Umfeld der sog. Highlights erstens alles andere als ruhig, zweitens nicht billig und drittens oft sehr voll. Warum also dort übernachten? Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Plätze weiter im Norden von Südnorwegen in der Regel schöner, ruhiger und preiswerter waren, je südlicher, desto kommerzieller und letztlich auch stressiger. Und das ist ja wohl das Letzte, was ich im Urlaub brauche.