Ukraine 2009
Back to the roots
Meine Reise nach Lichtental – heute Svitlodolinsk Ukraine 2009 ( Multiwolf)
Hintergrund meiner Reise war zum einen das meine Vorfahren ca 1840 aus Baden-Württemberg nach Russland ausgewandert sind und dort deutsche Siedlungen gegründet haben. Das sogenannte Bessarabien wurde bis 1939 ihre Heimat dann ging es „ Heim ins Reich“ weil Hitler und Stalin das so wollten. Zum anderen habe ich selbst 4 Jahre in der damaligen SU gearbeitet und gelebt.
Ich wollte also den Geburtsort meines Vaters besuchen und gleichzeitig einen Ort meines damaligen Wirkens wiedersehen. Heute liegen diese Orte in der Ukraine wofür man kein Visum mehr benötigt. Da ich zeitlich sehr eingeschränkt bin hatte ich nur ca 10 Tage zur Verfügung. Anschließend wollte ich natürlich auch noch kurz ans Schwarze Meer wenn ich schon mal da unten bin. Nach ein paar Vorbereitungen für den Bulli und mich ging es dann im September 2009 los. Über Polen in die Ukraine erst mal nach Stryj einem Ort südlich von Lwiw Dort war ich vor mehr als 20 Jahren mal für ein halbes Jahr im Einsatz und hab nen Kras Kipper gequält. War schon das erst Gänsehautgefühl. Dort wieder zu stehen wo einst so viele Ostdeutsche gelebt und gearbeitet haben und heute weiß davon dort kaum noch jemand was. Die Straßen waren dann schon mal ein kleiner Vorgeschmack was mein Bulli und mich noch erwartete.
Erst mal tanken für 0,50 Eur. Da macht das fahren noch viel mehr Spaß Dann ging es weiter, der direkte Weg ging durch die Republik Moldau. Obwohl mir die Ukrainer davon abgeraten haben (die schießen dir in den Kopf) war für mich der direkte Weg die erste Wahl ich hatte keine Zeit über Uman zu fahren. Bei der Einreise in MD (übrigens auch Visa frei) fragte ich noch den Grenzbeamten ob bei der Ausreise den kleinen Grenzübergang bei Basarabeasca nutzen kann? „Nein auf keinen Fall“. Ich versuchte es trotzdem. Nun ging es also durch Moldawien, dem ärmsten Land Europas. Der größte Teil der jüngeren Bevölkerung arbeitet im Ausland. Wie in der Ukraine schon, sind Pferde und Eselkarren sowie die allgegenwärtigen Straßenhunde ständige Begleiter. Die Orientierung ist immer eine Herausforderung. Einmal war ne Brücke gesperrt aber kein Hinweis wo es weitergeht. Der Ukrainer neben mir dreht die Scheibe runter und fragt ausgerechnet mich. Kuda? Ich aus dem Bauch „na sprawa“ und wir kamen wieder irgendwann auf die Straße. Einmal und das war wirklich auch das einzige mal wurde ich in Moldawien angehalten. Passport !!! Als ich dann meinen deutschen Pass so rüber reichen will knallt der die Hacken zusammen, Hand an die Mütze und wünscht mir gute Fahrt. Donnerwetter denk ich. Also nichts von korrupten Milizionären oder Grenzbeamten. Da wurde viel gegen unternommen. Das war vor ein paar Jahren noch anders. Hatte mir ja für solche Fälle extra 5 EURO Scheine mitgenommen. Weiter ging’s durch ein fruchtbares Land wo die Landbevölkerung noch wie vor 100 Jahren die eigene Scholle bewirtschaftet. Die Versorgung ist kein Problem, für wenig Geld bekommt man am Straßenrand oder auf Märkten frisches Obst Gemüse und Fleisch. Mit ein bisschen suchen hab ich dann auch die Hauptstadt Chisinau früher Kischinow hinter mir gelassen. Hinweisschilder gab es so gut wie gar nicht. Hab immer erst an dem nächsten Ort gemerkt das ich auf dem falschen Weg war. Nun kam ich langsam in das ehemalige Bessarabien. Viele Orte haben hier deutsche Wurzeln .
Am Grenzort Basarabeasca hatte ich dann noch eine ungewöhnliche Begegnung – Ein T4 mit Leipziger Nummernschild. Dachte das kann doch nicht wahr sein im tiefsten Osten trifft man noch nen Deutschen. Wie sich herausstellte war es jemand aus Leipzig der sich hier in Moldawien seine Eichenfenster für sein Eigenheim hat herstellen lassen. Das lief über einem seiner Mitarbeiter der von hier stammte und nun waren sie gerade hier um das Dach der Eltern des Mitarbeiters zu reparieren. Der war genauso perplex hier einen Deutschen zu treffen. Der Grenzübertritt wieder in die Ukraine war problemlos. Noch schnell ein paar Passagiere bis zum nächsten Dorf mitgenommen, weil das so üblich ist. Und dann war ich schon bald an meinem zweiten Ziel – Lichtental – Der Geburtsort meines Vaters.
Wieder Gänsehaut pur wenn ich vor der Schule stand wo mein Vater wahrscheinlich Backpfeifen vom Lehrer erhielt oder der Kirchenruine wo er konfirmiert wurde. Das Geburtshaus steht leider nicht mehr. Nur den Ort wo es stand hab ich noch besucht. Ein wenig Heimaterde nahm ich noch mit, für eine damals noch lebende Schwester meines Vaters. Mittlerweile ist sie auch verstorben und die Heimaterde wurde als Grabbeigabe dazugelegt. Es war schon eine übermenschliche Leistung der Menschen damals, quasi aus dem nichts diese funktionierenden Lebensgemeindschaften zu schaffen. Nun ging es dann weiter zum schwarzen Meer. Die Straßen ließen mich die Tieferlegung so manches mal verfluchen. Extrem schlechte Straßen; du hast die Wahl zwischen einem tiefen oder zwei nicht ganz so tiefen Schlaglöchern! 40 bis 60 km/h sind schon das Maximum. Schließlich hab ich es aber doch geschafft.
Massentourismus gibt es dort noch nicht, den Strand hatte ich fast für mich allein. Ein paar neureiche Ukrainer spielten mit ihren Geländewagen und machten ein Feuer. Sonst nur Meeresrauschen und Einsamkeit. Dann ging es noch ein Stück Richtung Odessa, wofür die Zeit leider nicht mehr reichte. Weiter Richtung Rumänien am Donaudelta vorbei. Bevor man nach Rumänien einreisen kann muss man noch mal für ca 500 m durch Moldawien. Also Ausreise UA – Einreise MD – Ausreise MD – Einreise RO und das vielleicht auf 1000m. Kostet auch bei den Moldawiern ein paar Euros. Dafür gibt es bei der Einreise ne kleine Quittung/ Beleg die muss man gut aufheben und bei der Ausreise abgeben bzw vorlegen. In Rumänien muss man sich dann ne Vignette holen. Sonst kann es teuer werden. Hab ich übrigens an der Grenze versäumt und dann an etlichen Tankstellen keine bekommen. Dann noch ne Polizeikontrolle gehabt aber die haben das nicht mal bemerkt – Glück gehabt. Erst mitten in Rumänien hat es dann noch mit ner Vignette geklappt. Die Straßen waren dann eine Wohltat für mich und den Bulli. Die Karpatenausläufer streifend ging es dann wieder in Richtung Ukraine. Hätte auch über Ungarn zurückgekonnt aber wegen der Maut und dem mehr als günstigen Dieselpreis bin ich wieder über die Ukraine und Polen zurück. In der Ukraine war ich dann noch mal in Chernowitz und habe den dortigen Autobasar besucht was sehr interessant war. Dort bekommt man gebrauchte Autos jeder Marke, natürlich auch T4. Sowie fast jedes Ersatzteil. Will mich hier nicht über die Herkunft der Autos und Teile auslassen. Auf jeden Fall war das fotografieren nicht gerne gesehen. Ich selbst hatte eigentlich selten ein ungutes Gefühl was meine persönliche Sicherheit oder die vom Bulli betrifft. Geschlafen hab ich in freier Natur oder an Tankstellen..Aber immer im Bus. Manchmal hab ich ne Flasche Bier ausgegeben wo ich stand.und gefragt ob ich da schlafen kann. Ein Problem sind eher die schlechten Straßen und die gewöhnungsbedürftige Fahrweise der Einheimischen. Aber das kannte ich ja schon alles. An den Grenzen gab es eigentlich kaum Probleme. Die Wiedereinreise in die EU also nach Polen war eine ziemliche Geduldsprobe das lag aber nicht an den Ukrainern sonder an den peniblen Kontrollen der polnischen Zöllnern.
Alles in allem war es eine überaus interessante Reise - 4300 km in 9 Tagen Leider war die Zeit zu knapp. Ich wäre gerne noch weiter gefahren. Aber trotzdem bin ich froh sie gemacht zu haben.
Hier nun die Reise in Bildern:
]] |
Deutschland]] |